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Dr. med. T. Petzold


AUF EIN WORT MIT DEN CORONAMÄCHTIGEN

von Mona Siegel (7. Februar 2021)

Jetzt will ich mich mal wieder zu Wort melden und meinem Unmut Luft machen! Alle Welt spricht von Respekt, Bemühen um wechselseitiges Verstehen, Dialogbereitschaft. Und was erlebe ich allmorgend- und abendlich? Nur zu diesen Zeiten nämlich habe ich ein offenes Ohr für das was in der Welt so vor sich geht: selbstverordnetes Medienfasten.  

Das hab‘ ich vor Monaten so entschieden – mehr bekommt mir nicht. Also was hab‘ ich zu meckern? Dafür kehr‘ ich mal am besten vor der eigenen Haustür – hier in D. Nicht genug, dass wir alle von der Coronavirus-Plage heimgesucht sind. Dass nun dieses Jahr auch noch große politische Wahlen anstehen scheint mir eine kaum erträgliche Koexistenz. Politiker jedweder Couleur haben die Wahlkampfarena betreten, bringen sich in Stellung um die begehrten Machtposten. Das macht man –Männer wie Frauen– gerne auch auf Kosten der potenziellen KonkurrentInnen. Da kommt die Coronakrise mit all ihren Unwägbarkeiten gerade recht und bietet reichlich Angriffsfläche. Wechselseitig wirft man sich die vermeintlichen Unzulänglichkeiten vor, so als wäre man selbst frei von solchen. Gerade kommt mir die Frage in den Kopf, ob der Ellenbogengruß an der vernehmbaren Ellenbogenmentalität beteiligt sein könnte. Für die Pandemie gab und gibt es keinen (Notfall-)Plan – das ließe ich mir als Vorwurf der Unterlassung noch gefallen. Allerdings: dabei säßen dann alle, von links nach rechts, im gleichen Boot. Diejenigen, die nun dieses Boot in unwegbarem Gewässer zu manövrieren haben verfügen über je eigene Expertisen – mit Wahrheiten, Verlässlichkeiten, geschweige denn Hellsichtigkeiten ist jedoch keine(r) gesegnet. Also bitte: Werft gemeinsam alles vorhandene (=begrenzte) Wissen in eine Waagschale und führt einen respektvollen konstruktiven Austausch über Lösungen, die dem Wohle aller dienlich erscheinen.

Apropos Austausch: Ich frag‘ mich schon seit einigen Monaten, warum es nicht möglich ist, die BürgerInnen dieses Landes in diesen entscheidungsbildenden Prozess direkt miteinzubeziehen. Warum werden die Corona-Gipfel jedweder Art, zuletzt der nationale Impf-Gipfel (1. Feb. 2021), hinter verschlossenen Türen abgehalten? Dies derweil das Volk ungeduldig darauf wartet, dass doch endlich der Rauch aufsteigen möge. Dass die Delegierten das Ende des Gipfels verkünden und hoffentlich nachvollziehbare Resultat proklamieren. Dies geschieht dann in eigens dafür eingerichteten Pressekonferenzen. Dieses Kondensat wird dann, nochmals medial reduziert zu kleinen Fastfood-Häppchen, dem Volk top-down als Mahlzeit gereicht.

Warum wiederholt sich diese intransparente Prozedur von Gipfel zu Gipfel,  obwohl es dabei, wie wieder und wieder betont wird, um nichts weniger als den Eingriff in Freiheitsrechte geht? Wen wundert dabei die zunehmende Non-compliance und gesellschaftliche Spaltung? Es wäre doch sicherlich problemlos möglich die Gipfel im TV und online live zu übertragen – die Beratungen öffentlich zu führen –barrierefreier Zugang zu den Konferenzräumen zu ermöglichen! In digitalen Zeiten sind die technischen Möglichkeiten hierfür schier unbegrenzt.
Das hätte gleich mehrere Vorteile: Ich könnte mir ein eigenes Bild der Lage machen. Ich könnte mir ein eigenes Bild der Personen machen, die dieses Land regieren –ungefiltert, ungeschminkt. Wie ist deren Streitkultur? Vertrauens- und Meinungsbildung nennt man das wohl. Sicherlich auch ein probates Mittel die klaffende Legitimationslücke zu füllen und die Demokratiemüden aus ihrem allzu langen Dornröschenschlaf zu erwecken – Demokratie auf der Höhe der Zeit! Und das im Wahljahr 2021 – ungeahnte Möglichkeiten der Befähigung und Ermunterung zum politischen Handeln – ungenutzt. Gerade springt mir die gläserne Kuppel des Reichstages vor mein inneres Auge – ein begehbarer öffentlicher Raum, ein Symbol der Volksnähe und der Zerbrechlichkeit der Demokratie (vgl. hier)

Ich warte geduldig darauf, dass einer der schlauen Köpfe diese Form der Bürgerbeteiligung in den öffentlichen Raum stellt – vor lauter Bäumen den Wald in all seiner Schönheit wieder entdeckt und achtet und handelt! Eine lebendige politische Kultur braucht stete Achtsamkeit und fortwährendes Bemühen um Erhalt. Und ich hoffe, dass diese politisch um- und weitsichtige Einsicht mein weltoffenes Ohr früh an einem der kommenden Morgen erreicht – Demokratie reloaded!
von Dr. med. T. Petzold 4. Dezember 2025
Am 15.8.2024 wollte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil das „Geheimnis von Heckenbeck“ erkunden und lösen. Heckenbeck ist ein Dorf, ein Ortsteil von Bad Gandersheim, das schon mehrfach Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat: u.a. durch Preise bei Landeswettbewerben „Unser Dorf hat Zukunft“ sowie durch NDR-Fernsehfilme von Christian Pietscher „Dorf macht glücklich“ und „Lust auf Dorf“ (2016). Das Dorfleben in Heckenbeck floriert seit vielen Jahren mit traditionellen Vereinen und besonders mit vielen neuen „alternativen“, meist von Kooperationen gegründeten und betriebenen Projekten wie einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis, einer Hebammenpraxis, einer Freien Schule mit Kindergarten, der „Weltbühne“ (ein soziokulturelles Zentrum des „KuK e.V. Kommunikation und Kultur“), einem Meditationshaus, einer Solidarischen Landwirtschaft mit Gemüseanbau, einem Mitglieder-Bioladen, mehreren Handwerksbetrieben … Die Einwohnerzahl ist in den letzten 40 Jahren um 25% gestiegen, während sie in den meisten anderen Dörfern Südniedersachsens um etwa 20% zurückging. Was ist anders – gibt es ein „Geheimnis von Heckenbeck“? In Heckenbeck leben viele Menschen weitgehend selbstbestimmt. Sie kommunizieren kokreativ und kooperativ. Es gab einen intensiven Kommunikationsprozess, der immer noch anhält. Natürlich auch immer wieder mit schmerzhaften Erlebnissen. Als ich dem MP vor dem „Brennesselhof“, auf den ich 1984 gezogen war, in fünf Minuten die Geschichte des gemeinschaftlichen Lebens in Heckenbeck erklären sollte, habe ich von unserem kooperativen und gegenseitigen Helfen mit den Landwirten vor 40 Jahren berichtet und von der kokreativen Zusammenarbeit der neu dazu gezogenen. Und von der Entfaltung der Kommunikation im Gemeinschaftsleben, unter anderem durch die Kabarettistin Elisabeth Möller, die Erfahrungen im Theater der Befreiung von Augosto Boal und anderem hatte. Durch Loslassen und Zurückhaltung der therapeutischen Rolle und einem Kultivieren des Ausdrucks der eigenen Bedürfnisse, Gefühle, Wünsche, Anliegen und Visionen konnten wir eine vertrauensvolle Nähe herstellen. – Für weitere Einzelheiten blieb bei der Dorfführung mit dem MP keine Zeit. Aber hier kann ich Weiteres berichten. Verschiedene Menschen haben verschiedene Methoden zu kommunizieren in das alternative Dorfleben in Heckenbeck eingebracht: die Forumsarbeit aus dem ZEGG, den Redestab-Kreis aus indigenen Traditionen, Visionssuche, Gewaltfreie Kommunikation GfK, Co-Counceln aus der amerikanischen Selbsthilfebewegung … Dann habe ich den Verlauf der erfolgreichen lösenden Gespräche wie z. B. in unserer Hofgruppe reflektiert und daraus eine Methode formuliert, aus der später auf unserem Salutogenese-Symposium unter dem Einfluss weiterer „Techniken“, wie der OpenSpace-Technology der „Kokreative Raum KoRa“ wurde[1]. „ko-ko-ko“ macht glücklich Die Mischung aus einer vertrauensvollen kooperativ zupackenden Haltung (typisch männlich?) und einer offenen, mitfühlenden und sich mitteilenden Kommunikation (typisch weiblich?)[2] hat womöglich die Kokreativität zur Entfaltung gebracht und „glücklich“ und zufrieden gemacht. Für alle Beteiligten war dabei Geld verdienen, persönlichen materiellen Gewinn machen, nicht das oberste Ziel des Arbeitens wie Kooperierens. Allerdings hatte es seinen wichtigen Stellenwert, wie in der heutigen Realität erforderlich, aber dennoch nachrangig. An erster Stelle stand ein gutes Leben, ein erfülltes, sinnvolles Leben zu führen – gemeinsam und in und mit der Natur: der umgebenden wie auch unserer eigenen inneren. Das erscheint als artegerechtes Leben: kokreativ kooperativ kommunizieren kokoko. Das zeigen inzwischen viele Forschungen[3]). Das „Geheimnis von Heckenbeck“, das gemeinschaftliche Leben in und mit der Natur, ist im Kern womöglich ganz einfach die naturgegebene Art des Menschen, gut zu leben.
von account-for-7ca7a87f8ce24216a3970c919c9fed99 4. Dezember 2025
Unter dieser Überschrift erschien im Handbuch Gesundheitssoziologie vor wenigen Wochen ein Aufsatz von Theodor Dierk Petzold und Ottomar Bahrs. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie hier. Das Handbuch ist in der Reihe Springer Reference Sozialwissenschaften erschienen, d.h. es besteht derzeit noch die Möglichkeit zur Aktualisierung durch die Autoren bzw. Herausgeber, weshalb der Aufsatz bzw. das Handbuch öffentlich noch nicht zur Verfügung steht. Bei Interesse nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf! (Mai 2018)
4. Dezember 2025
Die Arte-Doku gibt Einblick in den aktuellen Stand von Forschung und (klinisch-)therapeutischer Praxis der Meditation. Was hat die Meditation mit der Salutogenese zu tun? Die Salutogenese folgt der Prämisse, dass der Mensch nach umfassender stimmiger Verbundenheit strebt und diese Stimmigkeit selbstregulativ mitgestalten kann. Im Selbstregulationszyklus wechseln Wahrnehmen, Handeln und Bilanzieren einander ab. Zum Wahrnehmen von Stimmigkeit bzw. Unstimmigkeit brauchen wir die Verbindung zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen. Durch die gegenwärtige Achtsamkeit in der Meditation nehmen wir uns die Zeit und die Muße für diese so wertvolle Begegnung mit uns selbst. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Rosinen und Mandelkerne miteinander zu tun haben? Ja, auch diese Frage wird hier beantwortet. Wir wünschen Ihnen aufschlussreiche und anregende 50 Minuten!
von Dr. med. Theodor Petzold 4. Dezember 2025
W ahrscheinlich kennt das jeder*: In einem Team oder auch bei privaten Treffen wird andauernd über negative Erfahrungen und Umstände gesprochen. Diese sind heutzutage im krisenhaften Übergang überall gegenwärtig. Je nach Fachrichtung oder Interesse betrifft es mehr die Umwelt, die stressenden Bedingungen in der Schule, die Bürokratie und die Profitorientierung im Gesundheitswesen, die Kriege und Berichterstattungen in den Massenmedien oder sonst etwas. In Expertenteams werden dann gerne mögliche Ursachen analysiert, um die vermeintlichen Ursachen des Übels auszumerzen … wie das Wirtschaftssystem, die Religion, den Materialismus oder die menschliche Unvollkommenheit. Bei konsequenter Ursachenforschung würde man letztlich beim Urknall oder einem Schöpfungsfehler Gottes landen. Das Ergebnis solcher Gespräche ist auf der einen Seite: Wir sind uns in der Beurteilung der katastrophalen Lage ziemlich einig. Das ist ganz angenehm, weil man sich nicht mehr so alleine fühlt. Allerdings geht es bei der Ursachenbenennung oft auseinander, vermutlich weil unter Expertinnen jeder der rechthabende Richter bzw. beste Retter sein möchte und einen anderen geistigen oder ideologischen Hintergrund hat. Auf der anderen Seite vertieft sich ein Gefühl von Ohnmacht – auch kollektiv: Wir sind alle machtlose Opfer. Es gibt – gefühlt – keine Möglichkeit, etwas wirklich zu verändern. Ausweglosigkeit, Machlosigkeit und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Die innere Wende zu einer neuen Frage Wenn man diese negativen Kommunikationsmuster oft genug erfahren hat und sein Mitgestaltungspotential und auch das der Gruppe entfalten möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten, sich selbst und die Kommunikation zum Konstruktiven zu wenden. Anstatt auf eine rechthaberische Diskussion über vermeintliche Ursachen der Missstände einzusteigen, geht man den Fragen nach: Was ist mein eigentliches Mitgestaltungsanliegen in dieser Gruppe? Wo will ich hin? Was ist das Gestaltungsanliegen der Gruppe, ihr Ziel? Ihre Antwort auf diese Fragen können Sie z.B. als Wunsch in das Gruppengespräch einbringen: „Ich bin hier, weil ich mit euch zusammen bessere Lernorte für Kinder gestalten möchte (bzw. Genesungsorte für Erkrankte). Ich möchte mit euch darüber sprechen, wie diese aussehen können und was unsere Rolle darin ist.“ Die Frage n ach dem Anliegen, auch Ziel, Wunsch oder Bedürfnis, bildet den Kern einer heuristischen Vorgehensweise: von der antizipierten Lösung her den Annäherungsweg gestalten. Ein neuer Ziel-Fokus verändert die Kommunikation Unter der Perspektive eines gewünschten antizipierten Lebensvollzugs, wie einem guten Leben für möglichst Alle, erscheinen die aktuellen Probleme und deren Lösung in einem ganz anderen Licht. Da stehen dann womöglich die Selbstwirksamkeit und Autonomie in natürlicher und soziokultureller Verbundenheit an der ersten Stelle der Motive. Wie können wir selbst wirksam werden zusammen mit unseren Mitmenschen und in Übereinstimmung mit der Natur? Welche Rollen kommen dabei kulturellen Institutionen und der Ökonomie zu, um das gute Leben möglichst Aller zu entfalten? Konkret können wir in unseren Teams und anderen Gruppen unser Gestaltungsanliegen beispielsweise so äußern: „Ich würde in unserer Gruppe gerne über ein konkretes Projekt sprechen, das für Kinder neue Lernerfahrungen ermöglicht.“ Anliegen und Bedürfnisse kommunizieren Je nach Gruppe und Kommunikationspartnerinnen kann es auch angebracht sein, noch direkter sein eigenes Bedürfnis in und für die Gruppe mitzuteilen, also z.B.: „Ich möchte meine Ideen für eine Schule der Zukunft mit Euch teilen.“ Oder „Ich wünsche mir, dass wir eine Runde dazu machen, wie jeder sich die Rolle von Patientinnen und Ärztinnen in einem zukünftigen Gesundheitswesen vorstellt.“ Oder: „Ich wünsche mir jetzt eine kurze Achtsamkeits-/Besinnungspause, in der jeder für sich nachspürt, was sein tiefes Anliegen an unsere gemeinsame Arbeit hier ist.“ Wenn wir über unsere Gestaltungsanliegen und Bedürfnisse sprechen, befinden wir uns primär im motivationalen Kohärenzmodus. Anders ist es, wenn wir die Missstände fokussieren, anklagen und detektivisch analytische Ursachenforschungen betreiben – dann befinden wir uns im motivationalen Aversionsmodus. Im Kohärenzmodus können die positiv formulierten Anliegen bei den Kolleginnen Resonanz finden, diese zum Mit- und Weiterdenken anregen und ein kokreativer Gruppenprozess kann in Gang kommen. Die „negativen“ Beobachtungen als Herausforderungen berücksichtigen Die kritisch gesehene Realität findet erst dann Beachtung, wenn wir unser Gestaltungsanliegen gemeinsam visualisierend entfaltet haben. Dann können wir überlegen, wie wir uns zu den gegebenen Bedingungen und Top-down-Vorgaben im Bildungswesen, zur Ökonomisierung, Umweltzerstörung, Pathologisierung und Bürokratie im Gesundheitswesen, der Berichterstattung in den Medien usw. stellen wollen, um unsere Gestaltungsanliegen voranzubringen. * * Um den Geschlechtern in der Sprache halbwegs gerecht zu werden, ohne den Schreib- und Lesefluss zu sehr zu verkomplizieren, wird hier im Plural immer die weibliche Form verwendet, es sei denn, es handelt sich ausschließlich um Männer, und im Singular entsprechend der bislang üblichen Schreibweise die männliche Form, es sei denn, es handelt sich explizit um eine Frau.
Eine Ranke windet sich um einen Baumstamm in einem Wald.
von T.D.Petzold 27. Oktober 2025
Angesichts sich überschlagender Krisenereignisse in der Welt, scheint es angebracht, einmal zu versuchen, diese in einem größeren historischen Rahmen zu reflektieren. Womöglich ergibt sich aus einer etwas distanzierteren reflexiven Sicht mehr Klarheit über die größeren Zusammenhänge und auch darüber, wohin die Entwicklung im positiven Fall gehen kann. Grob zusammengefasst ist die hier vertretene These: Die kulturelle (R-)Evolution im 20. Jhdt. (insbesondere der 2. Hälfte, hier als „Wendezeit“) bezeichnet) ging in Richtung einer humanistisch geistig geprägten Ära, die häufig Informationszeitalter genannt wurde. Die Menschheit mit ihren Kulturen war auf dem Weg, sich in ein Zeitalter zu entwickeln, in dem der lebendige Geist das gute Leben zunehmend menschlich bestimmt. Diese (R)Evolution gefiel aber nicht allen. Insbesondere GewinnerInnen einer materialistisch ausgerichteten Denk- und Wirtschaftsweise agierten immer offener zur konter(r)evolutionären „Zeitenwende“. Im vorliegenden Beitrag, dem ersten Teil zu diesem Thema, geht es um die „Wendezeit“, wie ich sie erlebt habe und jetzt reflektiere. Im folgenden 2. Teil (voraussichtlich Ende August) geht es dann um die „Zeitenwende“, die die geistigen Entwicklungen der Menschheit versucht rückgängig zu machen. Im 3. Teil soll es dann um vorhandene zukunftsweisende Entwicklungen gehen. Ich lade Sie / Dich herzlich ein, bei dieser Meta-Reflexion mitzuwirken. Bitte schicken Sie mir Ihre / Du Deine Gedanken zu meinen Posts oder zu eigenem Erleben von Wendepunkten in der Wendezeit sowie auch zu Erfahrungen und Reflexionen zur Zeitenwende und zur Zukunftsperspektive. 1. Teil: „Wendezeit“ - Evolution der Menschlichkeit Gerade hat der Umweltmediziner Dr. Heinz Fuchsig aus Innsbruck mir eine Präsentation geschickt zu den „Co-Benefits Klimahandeln“. Er macht deutlich, wie viel in den letzten 40 Jahren im Umweltschutz schon erreicht wurde, das sich auch positiv auf die Gesundheit wie auch die Kindersterblichkeit auswirkt. Diese positiven Veränderungen wurden nach dem 2. Weltkrieg immer sichtbarer. In Wissenschaften Einige LeserInnen erinnern sich womöglich noch an das Buch „Wendezeit“ von dem Physiker und Philosophen Fridjov Capra, das 1983 in Deutsch erschien. Es war ein Highlight des intellektuellen Zeitgeschehens aus der Mitte der 2. Hälfte des 20. Jhdt. Capra versuchte dabei, Physik und Spiritualität zu integrieren. Er führte neue Methoden zur Integration des Subjektes sowie der Komplexität in das wissenschaftliche Arbeiten aus. Beide Themen sind große Herausforderungen für viele WissenschaftlerInnen (s. Capra 1983; Petzold 1996, 2001, 2022, 2024 u. Blog-Beiträge vom 1.2.2024 (Komplexität und Sprache) und 4.3.2024 (Subjektivität und Objektivität). In verschiedensten oder sogar allen Wissenschaften gab es in dieser Wendezeit Ansätze für neues Denken und Forschen. Thomas S. Kuhn hatte 1962 mit seinem Buch zur Struktur wissenschaftlicher Revolutionen einen „Meilenstein zur Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie“ (Wikipedia) gesetzt. Mit diesem Buch wurde der Begriff Paradigmenwechsel popularisiert. Nach Kuhn verläuft die Evolution der Wissenschaften in Phasen, die an das dialektische Prinzip von Hegel, Marx und Engels erinnern. Starke Impulse für Paradigmenwechsel in vielen Wissenschaften kamen aus der Quantenphysik und theoretischen Physik, aus der auch Capra berichtete. Auch die Kybernetik, Informatik, Systemtheorie und später die Chaosforschung gaben wichtige Anstöße zu einem neuen Denken. Von dem Biologen v. Bertalanffy wurde die Systemtheorie formuliert, die das moderne Denken in allen Lebenswissenschaften sowie auch Therapie- und Beratungsmethoden stark prägt. Sowohl in theoretischen Sozial- und Geisteswissenschaften als auch in praxisbezogenen Gesundheitswissenschaften wie der Psychotherapie, der ganzheitlichen Medizin (Gesundheitstag 1980) bis hin zur Ottawa-Charta der WHO 1986 wurde „out oft he box“ gedacht und es wurden neue Perspektiven, Praktiken und Theorien diskutiert (z. B. auch Antonovskys Salutogenese).